Eugenie Trützschler: Der Deutsche PEN-Club im Exil feierte sein 90-jähriges Bestehen
Die Feierlichkeiten des Deutscher PEN-Club im Exil oder abgekürzt des Exil PEN Klubs der 1934 gegründet worden war, fanden am 5. März 2024 in in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Mein statt. Das Motto der Veranstaltung hieß: Wahnsinn beherrscht die Zeit.
Als ich als Mitglied die Einladung des PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland, wie der Exil PEN seit 1948 heißt, bekam, fragte ich mich warum nicht in Prag? Wo wir seit dem Vortrag von Thomas Poschel während der von uns im Oktober 2019 durchgeführten Tagung „Verfolgung- Vertreibung- Gedächtniskultur“ wissen, dass eigentlich alle Gründungsväter des Exil PEN in der Tschechoslowakei lebten.
Die Gründung des Exil PEN wurde bereits im April 1933 von Hermon Ould, dem damaligen Sekretär des englischen und des internationalen PEN Klubs initiiert.
Seine Anregung nahm der Rechtsanwalt und Journalist Rudolf Olden auf, der bereits nach dem Hinweis, er solle verhaftet werden, Berlin verließ und auf den Skiern im Februar 1933 in die Tschechoslowakei geflüchtet war. Seit seiner Ankunft in Prag stand er wie zahlreiche weitere aus Deutschland geflüchtete Autoren auf Anordnung des Staatspräsidenten Beneš unter Polizeischutz. Rudolf Olden gelang es für die Idee der Gründung des Klubs Autoren wie Heinrich und Thomas Mann, Lion Feuchtwanger, Ernst Toller, Anna Seghers, Arnold Zweig, Stefan Zweig, Alfred Döblin und Max Herrmann-Neiße zu gewinnen. 1934 wurde der Exil PEN von der Londoner Zentrale anerkannt.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Klub 12 Mitglieder, fast alle lebten in der damaligen Tschechoslowakei. Zu den ersten Mitgliedern gehörte zum Beispiel auch der Brünner Schriftsteller Fritz Beer. Obwohl Beer damals Mitglied der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei war, hat das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei seine Existenz und damit seine antinazistischen Aktivitäten niemals erwähnt. Dass es allen deutschschreibenden Autoren aus der Tschechoslowakei so erging, kann man in dem Buch „Exil ohne Ende“ herausgegeben von Fritz Beer und Uwe Westphal nachlesen. Im Anhang des 1994 herausgegebenen Buches findet sich ein Verzeichnis der Autoren. Mindestens ein Fünftel der Mitglieder stammten aus der Tschechoslowakei.
Im Laufe der Jahrzehnte haben sich deutschschreibende Autoren dazugesellt, die aus politischen aber auch anderen – wirtschaftlichen und persönlichen – Gründen ihre Herkunftsländer verließen, oder deren Schreiben durch eine starke Beziehung zum Ausland geprägt ist.
So finden wird heutzutage in dem Zentrum zahlreiche Schriftsteller aus der DDR. Es handelt sich ausschließlich um solche, die in der DDR verfolgt worden waren.So zum Beispiel Utz Rachowski, der wegen fünf lyrischer Gedichte verhaftet und inhaftiert und später von der Bundesrepublik freigekauft wurde.
Ich verdanke meine Mitgliedschaft im Zentrum Professor Fredrick Lubich, dessen Familie aus Nordmähren stammt.
Zurück zu der Feierlichkeit, die am 5. März in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt stattfand. In all ihren Teilen hat die Veranstaltung die Verbundenheit des Zentrums der deutschsprachigen Autoren mit den im Exil lebenden Schriftstellern und der Exilbibliothek, die ein Bestandteil der deutschen Nationalbibliothek ist, gezeigt.
So gehörten im ersten Abschnitt der Veranstaltung zu den neun Schriftstellern , die Lesungen vortrugen, Mahmoud Hosseini Zad aus dem Iran, Adrian Kasnitz aus Polen, Peter Rosenthal aus Rumänien und ich als Pragerin. Während der Führung durch die EXIL - Dauerausstellung konnte man nicht nur den an die Londoner Zentrale gerichteten „Gründungsbrief“ sehen, sondern sich auch in den einzelnen Ausstellungsabschnitten mit den verschiedensten Wegen ins Exil, dem Leben im Exil und der Situation der deutschsprachigen Schriftsteller nach dem II. Weltkrieg, vertraut machen. In der Abendveranstaltung hielt die jetzige Präsidentin des Zentrums Gabrielle Alioth einen ausgezeichneten Rückblick über die Entwicklung des Zentrums seit seiner Gründung vor neunzig Jahren. Dieser wurde durch Martin Dreyfus, der uns aus zwei in Prager Tagungen und ihren Tagungsbänden als Kenner der jüdischen Literaten in den Böhmischen Ländern bekannt ist, durch Quellenbeispiele, wie erhaltene Briefe, ergänzt. Dass die Veranstaltung mit zwei Lesungen und zwar von der jüdischen Schriftstellerin Barbara Honigmann und der iranischen Shida Bazyar beendet wurde, zeigte dass es gut und richtig war, die Feier in den Räumen der Deutschen Nationalbibliothek unter Federführung von Dr. Sylvia Asmus der Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 durchzuführen.
Foto: Deutsche Nationalbibliothek / Alexander Paul Englert